Panorama Lamarkalm Hochfügen
Alexander Hirner erzählt

Ein Tag im Leben eines Almwirtes

Mein Leben auf der Alm – die Wirklichkeit abseits von Klischees


Idyllisch bei rauschenden Gebirgsbächen, auf einer großen Weidefläche, am Fuße des 2.506 Meter hohen Gilfert liegt mein Sommerquartier: Die Lamarkalm in Hochfügen. Als Almwirt teile ich mir mein Domizil mit meinem Hund und einer Herde Milchkühe, die ihre Sommerfrische in luftigen Höhen, bei den saftigsten Gebirgskräutern verbringt. Ihnen einen sicheren Aufenthalt zu ermöglichen ist mein Job – und der beginnt stets ziemlich früh:

Alexander Hirner mit seinem Almhund
Almkräuter

„Meine Mädels“ sind Frühaufsteher
Noch bevor der erste Hahn kräht, heißt es für mich „raus aus den Federn“. Tagwache ist um 5 Uhr, denn meine Mädels im Stall wollen versorgt werden. Das bedeutet zuerst einmal ab in die Milchkammer, wo die Schläuche der Melkmaschinen geordnet und die Geräte vorbereitet werden müssen. Im Stall werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Beim Melken dürfen ein paar Streicheleinheiten und der gute Zuspruch natürlich nicht fehlen. Und bevor es für meine sanften Wiederkäuer raus auf die Weide geht, gibt’s noch eine kleine Stärkung in Form von Kraftfutter.

Pünktlich um 7 Uhr ist unsere gemeinsame Morgenroutine dann erledigt und ich öffne die Stalltüren. Während Lisl, Susi, Alma und Co. sich nun dem reich gedeckten Tisch aus Almkräutern und Wiesenspezialitäten widmen, geht’s für mich ans Ausmisten. Meine Gäste sollen es ja sauber und gemütlich haben, wenn sie am Abend wieder in ihren Stall zurückkehren. Bei so großen Nutztieren gibt es so einiges zu tun, denn ganz ehrlich, es kommt schon ein Haufen Mist zusammen. Deshalb muss das Stroh jeden Tag gewechselt, der Boden zusätzlich mit Wasser geputzt und neues Heu vorbereitet werden.

Alexander Hirner bei der Stallarbeit
Die Kühe in der Natur

Keine Zeit für Tagträume
Wenn die Kühe genüsslich auf den Almwiesen grasen, der Stall geputzt und auch sonst alle notwendigen Handgriffe erst einmal erledigt sind, habe auch ich zwischendurch mal Zeit für eine kleine Jause. Ein schneller Kaffee mit frischer Milch oder ein Käsebrot schmecken dann besonders gut – vor allem mit Blick auf die imposanten Tuxer Alpen, die immer beeindruckender werden, je öfter man sie ansieht. Doch auch wenn die Berge zum Tagträumen einladen, eine allzu lange Pause kann ich mir nicht leisten.

Hirte, Handwerker und Sicherheitsbeauftragter in einem
Auch abseits von Stall und Hütte warten Aufgaben, die erledigt werden müssen. Als Almwirt bin ich nämlich auch Hirte und für die Tiere auf der Weide verantwortlich. Deshalb gehört das Reparieren von Zäunen genauso zu meinem Alltag wie das Überprüfen der Kuhtränken und das Zählen der Jungtiere, die nicht jeden Tag in den Stall kommen. Vor allem dann, wenn ich sie einen Tag gar nicht sehe, schnapp ich mir meine Wanderschuhe und mach mich auf die Suche. Dabei helfen ihre Kuhglocken, die mir schon von Weitem ihren ungefähren Standpunkt verraten. Mit etwas Schlecksalz, das ich bei solchen Ausflügen immer bei der Hand habe, kommen die Jungspunde dann meistens von selbst angerannt.

Bei all den schönen Eindrücken und Erlebnissen darf allerdings nie vergessen werden, dass Mensch und Tier sich auf der Alm im alpinen Gelände bewegen – und das kann auch gefährlich werden. Verirrt sich eine Kuh bei Schlechtwetter etwa in steiles Gelände, ist es meine Aufgabe, sie wieder sicher zur Herde zu führen.

Alexander Hirner erzählt von seinem Tagesablauf

Echt urig und echt viel Arbeit
Als Hirte baut man natürlich eine ganz besondere Bindung zu den Tieren auf. Wir verbringen den ganzen Sommer gemeinsam am Berg, da lernt man sich schon richtig gut kennen. So weiß ich, wo Lisl am liebsten gestreichelt wird, kenne Susis Lieblingsplatz und entdecke Alma mit ihrer speziellen Fellfarbe schon aus der Ferne.  

Wenn meine Mädels abends wohlbehalten im Stall vor sich hindösen, mein Wecker wieder auf 5 Uhr gestellt ist und ich Zeit für mich habe, fällt es mir immer wieder auf: Das Leben auf der Alm ist unglaublich schön, aber nicht für jeden gemacht. Egal, bei welchem Wetter, die Arbeit muss erledigt werden. Statt Ausschlafen heißts auch am Sonntag Kühe melken, denn meine Mädels kennen kein Wochenende. Aber vielleicht genau deshalb ist der Sommer auf der Lamarkalm für mich wie eine Sucht!

Kontrollgang auf der Weide
Idyllische Landschaft

Abschied vom Sommer heißt Abschied von der Alm
Der Höhepunkt jeder Almsaison ist schließlich der bunte Almabtrieb im Spätsommer, der gleichzeitig auch den Abschied von der Alm markiert. Als Dank für eine unfallfreie Zeit wird das Vieh mit selbstgebundenem Kopfschmuck aufgebrezelt und feierlich ins Tal und in ihre Heimatdörfer geführt. Und dann? Dann heißts für mich und meine Mädels auf die nächste Almsaison warten! Wie heißt es so schön, Vorfreude ist die schönste Freude!

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